„Kein gerader Weg“

Im Rahmen des Projekts „Vielfalt zeigen – aktiv Teilhaben Münster“ fand im Rathaus ein Gespräch zum Thema Bildung und Integration statt.

Flüchtlingshilfe und IntegrationRV Münsterland

„Kein gerader Weg“

Im Rahmen des Projekts „Vielfalt zeigen – aktiv Teilhaben Münster“, einer Kooperation des ASB Münsterland und der Migrantenselbsthilfeorganisation AFAQ e.V., fand am Donnerstagabend in der Rüstkammer des Rathauses ein anregendes Gespräch zum Thema Bildung und Integration statt.

Ratsmitglied Dr. Georgios Tsakalidis und Integrationsratsvorsitzende Maria Salinas begrüßten die rund 40 Zuhörer*innen, bevor die beiden Hauptgäste mit Impulsvorträgen über ihre Bildungsbiographie in das Thema einführten.

Prof. Dr. Ahmad Karimi wies darauf hin, dass durch die Gastarbeiter-Ära Migranten häufig nur mit handwerklichen Berufen in Verbindung gebracht wurden, was sich oft negativ auf die schulische Förderung von Migrantenkindern auswirkte. Sein eigener Bildungsweg vom afghanischen Flüchtlingskind zum Professor für islamische Philosophie an der Universität Münster war kein gerader und einfacher. Zunächst typischerweise in die nächstgelegene Hauptschule eingeteilt, brauchte es mehrere Stationen (Berufsfachschule, Realschule), bis die Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen und Abitur zu machen, gegeben war. Ein unbändiger Lernwille, die Unterstützung der Eltern und einzelner Lehrer*innen, die sein Potential erkannten, waren wichtige Faktoren. Auch der weitere Weg (Studienstipendium, Assistentenstelle, Dissertation) war noch mit Hindernissen versehen.

Er appellierte an die deutsche Gesellschaft, Migranten mit ihren Erfahrungen, Träumen und anderen kulturellen Sichtweisen als Chance zu einer reicheren Entfaltung zu sehen, eine Monokultur wäre kein erstrebenswertes Ziel. Eine gelungene Integration entsteht durch Respekt für Andersheit, Vielsprachigkeit fördert mit den dahinterstehenden Traditionen eine Pluralität von Sinn und Geschmack und mehr Empathie. Auch in der Vergangenheit ist die europäische Kulturgeschichte von nicht-europäischen Traditionen stark beeinflusst worden, auch wenn dies häufig in historischen Überblicken nur marginal dargestellt wurde.

 

Mónika Hemesath wurde in Ungarn geboren, wo sie auch aufwuchs und Sozialpädagogik studierte. Ihr zweites Studium (Arabisch-Islamische Kultur) absolvierte sie in ihrer Wahlheimat Münster, wo sie auch eine Familie gründete. Selbst mit zwei Diplomen war es nicht einfach, eine adäquate Stelle zu finden, eine Zeitlang arbeitete sie in einem Callcenter. Seit dem Frühjahr ist sie Teil des Büroteams in der Geschäftsstelle der Internationalen Fraktion. Sehr aktiv war sie ehrenamtlich und kommunalpolitisch unterwegs, z.B. im Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien, und für den Integrationsrat. Sie setzt sich überall für Vielfalt ein, wo immer die Gesellschaft es zulässt.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde der Themenkomplex Bildung für Kinder zu einem Schwerpunkt: für verschiedene Kulturen passende Kinderbücher, herkunftssprachlicher Unterricht, Bildungsbewusstsein der Eltern, Aufklärung über deutsches Schulsystem, Mitarbeit in schulischen Gremien, Lehrerausbildung und Lehrpläne an Schulen mehr auf Diversität ausgerichtet, Sprachkurse für Eltern mit Kinderbetreuung.

Was als Vorstellung positiver Bildungsbiographien begann, führte im Laufe der Veranstaltung bald zu einer differenzierten und von Erfahrungen aller Diskussionsteilnehmer getragenen Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten, aber auch Erfolgen einer Integrationsgesellschaft. Kennenlernen, Vernetzung und offener Austausch sind Bedingungen des Gelingens. An diesem Abend ist es gelungen.