„So realistisch wie möglich

 

ASJ und ASB probten gemeinsam den Ernstfall

Durchdringende Schreie zerschneiden die kalte Morgenluft. Der ehemalige Kamin ist nur noch ein Trümmerfeld. In den Resten liegen mehrere Verletzte. Viel realistischer hätte das Szenario, das Matthias Siegemeyer für eine Katastrophenschutzübung der Arbeiter-Samariter-Jugend inszeniert hat, nicht sein können. „Die Idee dazu kam mir, als so ein ähnlicher Vorfall am Anfang des Jahres in Niedersachsen durch die Presse ging. Dort explodierte ein Kamin, weil im Feuerholz ein Blindgänger versteckt war", erzählt Matthias Siegemeyer (Übungsleiter) von seiner Planung.

 

RV Münsterland

 

Schnell sind die ersten ASB-Helfer vor Ort und übernehmen die Erstversorgung. Nachdem sich das Team einen Überblick verschafft hat, wird aber deutlich, dass die Kapazitäten nicht ausreichen und weitere Hilfe benötigt wird. Insgesamt sieben Verletzte befinden sich auf dem Gelände. Zwei davon liegen in den unwegsamen Trümmern des Kamins. Die Verletzungen sind zum Teil lebensbedrohlich. Während eine Patientin reanimiert werden muss, versorgen die anderen Helfer offene Wunden sowie ein Schädel-Hirn-Trauma. Keine leichte Aufgabe für die vielen jugendlichen Helfer. Denn sie kümmern sich nicht nur um die Versorgung der Patienten, sondern müssen dabei vor allem auch auf ihre eigene Sicherheit achten.

Koordiniert wird der Einsatz von Nils Hermes, der zum ersten Mal als Gruppenführer die gesamte Verantwortung für eine Katastrophenschutzübung trägt. Während die Verletzten transportfähig gemacht werden, wird auf der Wiese nebenan das Betreuungszelt aufgebaut. Dort können die Verletzten dann im Warmen bis zum Weitertransport in die Kliniken medizinische versorgt werden.

Etwas zögerlich kommt zunächst der Aufbau des Zeltes und der Behandlungsplätze voran. „Das müssen wir auf jeden Fall noch üben. Das Aufstellen und Einrichten hat einfach zu lange gedauert", zieht Nils Hermes ein erstes Fazit. „Aber ansonsten bin ich ganz zufrieden mit dem Team." Als alle Verletzten versorgt und für den Weitertransport in die Kliniken stabilisiert sind, gibt es von Matthias Siegemeyer, der mit Argusaugen die Übung verfolgt hat, ein erstes Lob für Nils Hermes: „Seine Feuertaufe hat er auf jeden Fall bestanden."

„Mit diesem Szenario haben wir unser Team bewusst an ihre Grenzen gebracht", erklärt Siegemeyer. „Vor allem für unsere teilweise noch sehr jungen Helfer aus der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ) war die Übung eine riesige Herausforderung." Denn einige des 20-köpfigen Teams waren zum ersten Mal dabei und kennen solch ein Szenario bisher nur aus der Theorie. Um die Aufgabe zu bewältigen musste das Team alle seine Kräfte mobilisieren und konzentriert zusammenarbeiten. „Wir wollten das Geschehen so realistisch wie möglich nachstellen, denn nur so können unsere Helfer dazulernen und im Ernstfall richtig reagieren", erklärt Siegemeyer. „Diese Übung ist aber auch eine gute Vorbereitung für den im Juni in Berlin anstehenden Bundesjugendwettbewerb, für den sich unser ASJ-Team aus Münster qualifiziert hat."

Nach diesem anstrengenden Vormittag haben sich die Helfer ihre Mittagspause mehr als verdient, denn bereits am Nachmittag schallen erneut Schreie über das Gelände. Und ein weiterer Einsatzbefehl ruft das Team zur zweiten Übung an diesem wolkenverhangenen Tag zusammen.